Das Loch, in dem schon viele saßen

Was, wenn ich auf einmal nicht mehr die Person bin, um die man sich Sorgen machen muss?

Was, wenn es jemanden gibt, der einem sehr nahe steht und der gerade in das selbe tiefe Loch gefallen ist, in dem ich vor knapp einem Jahr hockte?

Was, wenn das Werfen einer Leine nicht hilft, weil der Gefangene es nicht zu greifen bekommt?

Ist dann.. Also ist dann geteiltes Leid nicht doppelt scheiße?
Warum heißt es denn dann, dass geteiltes Leid halbes Leid ist?

Jeder hat seinen Rucksack zu tragen. Bei vielen ist er leichter als bei mir aber bei ebenso vielen auch doppelt so schwer. Reicht es dann nicht, wenn ich den schwersten Rucksack in meinem näheren Umfeld trage? Ist das etwa zu viel verlangt?

Viele meiner Freunde haben nach meiner Diagnose gesagt, sie würden mir die Last gerne abnehmen. Jedoch habe ich immer die selbe Antwort gegeben:

Nein, das wünscht man niemandem. Und es ist erträglicher für mich, wenn ich unheilbar krank bin als wenn es jemanden meiner Freunde oder meiner Familie erwischt.

Und es stimmt: Ich bin damit klargekommen. Ich habe die Hilfe der Anderen mit Handkuss angenommen, insofern sie mir helfen konnten. Ich habe mich den anderen gegenüber offenbart und gelernt, das Ganze mit einem Lächeln hinzunehmen. Na und? Dann ist es halt so. Es haben schon so viele andere geschafft, gut damit umzugehen. Dann werde ich das doch wohl auch schaffen!

Doch was, wenn das Schicksal kommt und der Meinung ist, die Rollen zu vertauschen?

Dann stehe ich auf der Seite, auf welcher ich helfen will, es aber nicht kann.
Und dann weiß ich, wie unerträglich schmerzhaft es damals für meine Familie und meine Freunde gewesen sein muss. Und es zerreißt mir das Herz, dass ich ihnen Leid bereitet habe und es an schlimmen Tagen sicherlich noch tue. Weil sie nicht wissen, wie sie mir helfen können.

 

Nichts dafür tun zu können, dass es dem besten Freund besser geht, ist eines der schlimmsten Dinge, die ich mir vorstellen kann. Ich kann nur für ihn da sein und ihm gut zureden.

Hey, ich hab’s auch auf dem Loch geschafft!
Nimm das Seil und komm wieder hoch zu mir.
Ich weiß, dass du es kannst!