Im Laufe unseres Lebens müssen wir uns ziemlich häufig verabschieden. Vom besten Freund nach einem schönen gemeinsamen Tag, von Kollegen nach einem Jobwechsel, von der Familie beim Auszug oder auch von ungetragenen Sachen, die in die Kleiderspende gegeben werden, weil sie hoffentlich jemand anderem mehr nützen.
Nun gibt es verschiedene Arten von Abschieden. Manche sind tränenreich und laut, andere leise und nachdenklich. Es gibt glückliche Abschiede – dann, wenn man sich bewusst dafür entschieden hat und auch traurige, wenn man nicht damit gerechnet hat, dass dieser Abschied kommen wird.
Manche Menschen stehen sogar mit einem weißen Taschentuch am Rande des Hafens, des Bahnsteiges oder der Tür, um sich zu verabschieden. Und manche stehen einfach nur am Mülleimer.
Hä? Was möchte sie uns denn nun, nach mehreren Monaten Ruhe auf allen Kanälen, damit sagen?
Ich habe mich getrennt. Von einer Freundin, die knapp zweieinhalb Jahre mein Leben begleitet hat und sich zum Schluss immer mehr in eine falsche Richtung entwickelt hat. Ich weiß nicht, ob sie vielleicht schlechten Umgang mit den falschen Leuten hatte, unzufrieden mit mir war oder einfach festgestellt hat, dass wir doch nicht zueinander passen. Jedenfalls habe ich keinen anderen Ausweg gesehen, als die Freundschaft zu beenden und Adieu! zu sagen.
Adieu! zu meiner Freundin Tec und somit Adieu! zur Gewohnheit.
Gestern Morgen habe ich meine letzte Tablette von Tecfidera genommen, bin danach zu Kali und wir haben uns zusammen dafür entschieden, dass ich sie absetze und erst einmal acht Wochen lang keine Medikamente gegen die Bratwurst nehme.
Wie es dazu kam? Ich habe in den letzten Wochen und Monaten verstärkt die Nebenwirkungen zu spüren bekommen: Magen-, Darmprobleme, blaue Flecken am ganzen Körper, Zyklusstörungen und die wohlbekannten Flushs. Jedes Symptom für sich macht den Kohl noch nicht fett. In der Gesamtheit allerdings und über einen langen Zeitraum hinweg ist es nicht nur physisch, sondern auch psychisch eine große Belastung für mich gewesen, die mich nun zu dieser Entscheidung gedrängt hat. Außerdem hatte ich ja unter Tec trotzdem einen Schub und einen neuen Entzündungsherd.
Der weitere Plan sieht so aus, dass ich bis Anfang Dezember keine Medikamente nehmen werden, Mitte November zum MRT gehe, um ein aktuelles Bild zu haben, um anschließend entweder mit Tysabri oder Copaxone zu beginnen. Ich werde mir diese Entscheidung für das nächste Medikament wahrscheinlich nicht leicht machen, mich in den sozialen Medien wieder mehr zu Wort melden und Erfahrungsberichte anhören. Die Entscheidung treffe ich natürlich letztendlich mit Kali zusammen und höre dabei auf mein Bauchgefühl.
Ich hoffe einfach nur, dass ich in den acht Wochen Medikamentenabstinenz keinen Schub bekomme, sich mein – ansonsten klinisch sehr guter und stabiler – Gesamtzustand nicht verschlechtert und ich frohen Mutes und ohne Zwischenfälle in mein Masterstudium starten kann.
Ach was? Das habe ich euch noch gar nicht erzählt? Ja, ich darf mich jetzt offiziell als Bachelor of Arts bezeichnen und beginne am 14.10. meinen Master der Germanistik.
Doch am Ende zurück zu Tec: Was für eine Art dieser Abschied nun ist? Ich denke… Es ist ein ruhiger, nachdenklicher, hoffnungsvoller und entschlossener Abschied.
Tschüß, Tec. Und danke dir für die letzten 2 Jahre und 5 Monate. Du warst an sich eine gute Freundin.