Das Durchdenken der Dinge

Kennt ihr das, wenn man etwas, worüber man sich eigentlich gefreut hat, so lange über- und durchdenkt, in seine Einzelteile zerlegt, wieder und wieder durchgeht, bis man hauptsächlich negative (angebliche) Tatsachen daraus zieht?
Genau das ist mir gestern passiert.

Ich hatte vor zwei Wochen mein jährliches Kontroll-MRT. Da ich ja seit mehr als 16 Monaten keinen Schub hatte und mich im Moment so gut fühle wie seit Ewigkeiten nicht mehr, bin ich mit einem guten Gefühl zur Auswertung bei Kali gegangen.

(Kurze Zwischeninformation: Da es in jüngster Vergangenheit also nichts zu berichten gab, ist es hier allgemein etwas ruhiger um mich geworden. Ich habe lediglich seit zwei Wochen ein komisches Gefühl mit Kribbeln in meiner rechten Gesichtshälfte – wollte mir aber nicht eingestehen, dass das etwas mit der Bratwurst zu tun haben könnte.)

Hier nun also das Ergebnis des gestrigen Gespräches, bei dem ich mir mal wieder bewusst darüber wurde, mit welcher Hingabe, Geduld, Verständnis und Warmherzigkeit mir meine Ärztin entgegentritt:

Was Kali sagte:

,,Also ich habe wirklich lange über die Ergebnisse Ihres MRTs nachgedacht, um mir wirklich sicher zu sein, was wir heute besprechen wollen. Es ist ein neuer Herd dazugekommen, welcher an einer strategisch nicht ganz so optimalen Position sitzt – genau an der gleichen Stelle wie ihr erster Herd damals, mit dem Sie vor gut zwei Jahren zu mir kamen, nur diesmal auf der anderen Seite. Gangstörungen oder Doppelbilder hatten Sie nicht? Gut, diese Gefühlsstörungen im Gesicht kommen aber von dem neuen Herd, da dies ja nun das erste Mal etwas auf der rechten Seite ist. Aber das würde ich jetzt nicht als Grund genug sehen, Ihnen jetzt Kortison zu geben. Die anderen Entzündungen sind alle gleich geblieben. Ich habe überlegt, wie wir weitermachen wollen aber ich sehe ja, dass Sie mit Tecfidera zufrieden sind und es Ihnen allgemein gut geht – Sie sind arbeitstauglich, aktiv, positiv, hatten seit mehr als einem Jahr keinen Schub, Ihre Blutwerte sind gut, PML wurde auch nicht festgestellt und unsere einzige Möglichkeit der Veränderung der Medikation wäre Lemtrada. Wenn ich allerdings daran denke, wie Sie hier vor zwei Jahren auftauchten, kaum gehen und sehen konnten und dass Sie jetzt innerhalb von diesen zwei Jahren lediglich einen neuen Herd haben, würde ich erstmal alles so belassen, wie es jetzt ist. Hätten Sie jetzt laufend Schübe oder es wären fünf neue Herde dazugekommen, würde ich ganz anders mit Ihnen reden. Ich würde sagen, dass wir es bei den jährlichen MRT-Kontrollen belassen und Sie aber bitte sofort auf der Matte stehen, falls Sie denken, etwas negatives festzustellen.“

Was ich beim späteren Überdenken daraus machte:

,,Also ich musste wirklich lange über Ihre Ergebnisse nachdenken, da ich nicht weiß, was man hier noch raten kann. Es ist zwar nur ein neuer Herd dazugekommen aber ein Herd ist schließlich mehr als keiner – und das war doch unsere Erwartung, oder nicht? Und wenn Sie jetzt noch diese Gefühlsstörungen haben, dann zeigt das deutlich, dass Sie gerade einen Schub haben. Da ich aber in Ihrem Gesicht sehe, dass Sie keinen Bock auf Kortison haben, bin ich mal so lieb und gebe Ihnen mal keins und wir schauen, was daraus wird. Lemtrada wäre eigentlich echt die bessere Alternative aber auch hier gehe ich nach Ihren Wünschen und wir lassen es darauf ankommen. Ich bin wirklich traurig, dass jetzt auch noch Ihre rechte Seite betroffen ist – die, die eigentlich immer die gute Seele Ihres Körpers war. Aber die MS ist nun mal unberechenbar. Wir warten jetzt einfach ab, was kommt und drücken die Daumen, dass nichts passiert.“

Wahrscheinlich war das, was ich aus dem Gespräch konstruiert habe, lediglich das, was ein einstündiger Spaziergang, den man alleine mit Musik auf den Ohren (komisch, dass man selbst aus der besten Gute-Laune-Musik etwas Trauriges lesen kann, wenn man in der Stimmung dazu ist (und es natürlich gerade dann anfängt zu regnen)) aus solchen eigentlich positiven Nachrichten macht.

Quintessenz des Ganzen: Mein MRT war soweit okay, der Herd ist auch nicht gerade groß, bis auf ein Kribbeln am rechten Auge und Mundwinkel geht es mir echt gut und ich denke zurzeit sehr wenig an die MS!

Mein Tipp an euch: Wenn ihr positive Nachrichten mit einem miniwinzigen Anteil an Negativität bekommt, geht NICHT eine Stunde alleine spazieren!

PS: Alles Gute zum Geburtstag der besten Frau der Welt. Ich liebe dich, Mama.

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