Chancen

In diesem Jahr nehme ich zum dritten Mal am 30. Mai bewusst wahr, dass Welt-MS-Tag ist – also ein Tag, an dem diese Krankheit besondere Aufmerksamkeit erhält und Erkrankte der ganzen Welt auf sich aufmerksam machen. Wie bereits vor drei Jahren geschrieben, wusste ich vor meiner Diagnose nicht einmal, dass es so etwas gibt. Und wie verbringe ich diesen Tag heute?

Mit einer runden Murmel als Bauch beim Eisessen.

Ich muss zugeben, dass ich zwar wusste, welches Datum heute ist, jedoch nicht sofort im Kopf hatte, was das bedeutet. Erst als ich in den sozialen Medien sah, was so viele der Community posteten, fiel es mir wieder ein. Und wisst ihr was? In den letzten Wochen und Monaten gibt es weniger Tage, an denen ich mich daran erinnere, dass ich MS habe als dass ich es schlichtweg vergesse. Dass das möglich ist, hätte vor drei Jahren wohl niemand gedacht.

Ich bin mir bewusst, dass meine Schwangerschaft wahrscheinlich einen sehr großen Anteil an dieser positiven Entwicklung hat und dass es wahrscheinlich nicht für immer so bleiben wird. Jedoch genieße ich zurzeit einfach jeden Moment mit meiner Tochter im Bauch und meinem Jens an der Hand. Zudem kann ich mir der Unterstützung meiner Familie und Freunde vollkommen sicher sein und weiß auch, dass ich auf sie zählen kann, falls mal wieder schwierigere Zeiten kommen sollten. Aber daran möchte ich momentan gar nicht denken.

Und daher entschuldige ich mich auch bei euch, dass es in den letzen Monaten so ruhig um mich geworden ist. Es passiert momentan einfach so viel in meinem Leben, dass gar keine Zeit für Gedanken an die MS oder die Epilepsie ist. Und um nicht laufend daran erinnert zu werden, ziehe ich mich zurzeit etwas zurück. Und ich glaube, dass ihr das verstehen könnt.

Ich glaube trotzdem, dass mein Leben ohne die MS jetzt nicht so aussehen würde, wie es ist. Gern verstricke ich mich in solche ‚was wäre gewesen, wenn‘-Momente und erfinde zusammen mit Jens parallele Realitäten. Würde ich ohne die MS studieren und so darin aufgehen? Hätte ich ohne die MS begonnen, mehr auf meinen Körper und meine Bedürfnisse zu hören? Hätten wir uns ohne die MS jetzt schon ein Kind gewünscht? Das alles sind Fragen, die wohl keiner richtig beantworten kann. Was ich jedoch mit Sicherheit weiß ist, dass die Krankheit mein Leben nicht zerstört hat – im Gegenteil: Sie hat mir Alternativen aufgezeigt, die Augen geöffnet und mich an meine Grenzen gebracht und bewiesen, dass sich Kämpfen immer lohnt!

Never a victim – always a fighter.

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